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Unholde, Elfen, Geister und Trolle
#11
Wunderbar neblige Tage gibt’s auf Island ja das ganze Jahr über. Und wenn der Nebel so durch die Mulden und Täler wabert, oder langsam die kleinen Hügel in Rangárþing ytra zudeckt, dann ist es Zeit für eine kleine Geistergeschichte ...
Kennt ihr das, wenn man ganz leise in ein Mikrofon sprecht? Die Stimme klingt dann ganz warm und vertrauensvoll - so wie wenn Elvis „Love me tender“ singt. Bedächtig, fast langsam. Die Stimme brauchen wir jetzt in unserem Kopf. Nur ein bisschen heiser ist sie.

[Bild: 39759642vh.jpeg]

Es war kurz nach der Jahrtausendwende. Wahrscheinlich im Sommer zweitausendundzwei. Ein kleines Stück südlich vom Þjófafoss, rechts der Þjórsá, bewirtschaftete der Bauer Daníel Magnússon den kleinen Hof Akbraut í Holtum. Einmal, will Daníel mit seinem Hund die Kühe aus dem Kuhstall holen und auf die Weide treiben. Dieser Stall ist ein großes Gebäude links vom Haus, an den sich noch eine Rundhalle anschließt. Nicht weit vom Gehöft, fünfzig Meter vielleicht, erhebt sich ein felsiger Hügel. Eine Elfenburg, wie sie nicht nur in diesem Landesteil üblich ist. Daníel will also grade eben die Kühe aus dem Stall holen als er eine große Unruhe im Kuhstall bemerkt. Er ruft seinen Hund herbei, der gehorcht aber erstaunlicher Weise nicht, und wie sich der Bauer umdreht, sieht er wie sein Hund in einer plötzlich aufziehenden riesigen Nebelbank verschwindet. Das Tier ist vom Nebel völlig verschluckt und kein Mucks ist mehr zu hören. Da plötzlich! Die Unruhe im Stall bricht wieder los - Daniel fährt herum - und alle Kühe stürmen wie von Sinnen aus dem Stall - vollführen Bocksprünge und Schreien als wären sie verrückt geworden und verschwinden schließlich auch im Nebel. Jetzt will unser Bauer Daníel aber Wissen was da im Stall wohl vor sich geht. Vorsichtig und bedächtig tritt er ein - nichts. Als er nicht ganz die Mitte des Futtergangs erreicht hat ist als würde ihm Eiskaltes Wasser ins Gesicht gespritzt. Er zögerte. Ein paar Schritte weiter wird alles um ihn herum immer enger. Noch heute erzählt er es habe sich angefühlt als wäre er hunderte Meter tief unter Wasser gefangen. Er kann nicht mehr atmen und muss aus dem Stall flüchten.
Draußen kommt er nahe des Elfenhügels zu stehen und kommt wieder zu Atem. Da spürt er auf einmal eine unsichtbare Hand auf seiner Schulter und hört eine Stimme die sagt: „Sei still. Du wirst angegriffen. Es versucht Dich zu töten.“
Die Geschichte hat Daníel später einem Seher erzählt. Dieser sagte ihm, es müsse sich um einen eifersüchtigen Spuk gehandelt haben, der neidisch auf Daníels schöne Kühe war.
Weder die Kühe noch der Hund wollten sich jemals zu den Vorkommnissen äußern.
Das ganze Geschehen um diese Heimsuchung von vor fast zwanzig Jahren erhielt diesen Sommer neue Brisanz. Da die Häuser abgerissen werden sollten wurde - nur um auf Nummer Sicher zu gehen - vor Beginn der Arbeiten ein zauberkundiger Priester zu einer Geisteraustreibung bestellt. Den Exorzismus hat RÚV mit einem Kamerateam begleitet.
Wollen wir hoffen das die Geister für immer verbannt und nicht nur vertrieben sind.
Wenn ihr jetzt in der dunklen Jahreszeit draußen unterwegs seid nehmt euch also vor Nebel in acht - man weiß nie wer oder was sich darin verbirgt. Besonders nicht am Abend vor Allerheiligen. Denn jeder weiß, dass grade in dieser Nacht die unruhigen Seelen ihr Unwesen treiben. Hoffentlich sind sie nicht neidisch auf Dich.

Happy Hallóvín!
Glukáf, Helge
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#12
Nette Geschichte und vor allem ein tolles stimmungsvolles Bild!  Heart Cool Danke, Helge!


Ich glaube, der Geist, der in diesem Jahr, ob mit oder ohne Nebel, die Menschen in Unruhe versetzt und den Verstand raubt, heißt Corona- Und der treibt sich leider nicht nur in der Nacht vom Reformationstag auf Allerheiligen rum ...  Angry
Hab Island im  Heart, ob es stürmt oder schneit, ob der Himmel voll Wolken und die Erde voll Leid.
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#13
Jetzt mal ohne Flachs; der Hügel der in der Bildmitte im Hintergrund durch den blauen Dunst lugt, dass ist der Búrfell neben der Þjórsá. Der Hof Akbraut liegt (ein ganzes Stück) hinter dem Hügel vorne links im Bild. Die Nebelbank aus der Geschichte wird nicht viel anders ausgesehen haben als die vom Foto - ist also der originale Geisternebel - huuuhuuu Smile
Glukáf, Helge
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#14
[Bild: 39483877vr.jpg]

Steinahellir liegt direkt an der Ringstraße unterhalb des Eyjafjallajökull. Selbstverständlich wohnt hier Huldufólk aber auch Widergänger gehen hier gerne um. Es ranken sich zahllose Geistergeschichten um diese Höhle und hier ist eine davon …
Der Bauer Jón Jónsson passierte Steinahellir im Jahr 1870, als es stockdunkel war.  Plötzlich tauchte ein Geist auf und versperrte ihm den Weg.  Jón zog ein Taschenmesser heraus und drehte die Klinge nach hinten, also auf sich selbst, da Geister alles umdrehen. Dadurch gab der Geist nach und Jón konnte seine Reise fortsetzen. Ich hoffe niemand von euch muss jemals diesen Trick anwenden. Wenn ihr heute Nacht noch vor die Tür müsst gebt auf euch acht und haltet eich von dunklen Gestalten fern.
Und auch in diesem Jahr wünsche ich allen Happy Hallóvín Wink
Glukáf, Helge
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#15
Hallo Helge, schön dich mal wieder hier rumgeistern zu sehen! islandwinke
Láttu drauma þína rætast Wink
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#16
Hallo Helge,

schön wieder etwas von Dir zu Lesen.....nette Geschichte werd ich mir merken , falls mal ein Geist meinen Weg kreuzt... Big Grin
          In einem Adler steckt die ganze Weisheit der Welt
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#17
Fyrsti vetrardagur, der erste Wintertag, dieses Jahr der 22. Oktober, soll das Halloween der Vikinger gewesen sein. Genau die richtige Zeit für unheimliche Geschichten. Ich habe lange überlegt ob ich dieses Jahr eine Geschichte von Seltjarnarnes, dem Walfjord, dem Lagarfljót oder sonstwo aus den Ostfjorden erzähle. Am Ende habe ich das Foto entscheiden lassen
[Bild: 44620211rf.jpeg]
und erzähle eine Geschichte von Skaftafell, die so aber überall auf Island spielen könnte.

Zwei Freunde sind zum Moos sammeln im Hochland unterwegs. Nachts verlässt einer überstürzt das Zelt. Der andere wird wach und läuft seinem Freund nach. Der andere ist aber viel zu schnell und der Verfolger verliert seinen Freund aus den Augen, was er aber sieht ist ein Trollweib auf einem entfernten Hügel und es sieht so aus als zöge sie ein unsichtbares Seil, indem sie mal die eine, mal die andere Faust zur Brust führt. Tatsächlich ear das ein Trollzauber mit dem sie sich einen Mann fing. Der Mann kehrte allein zurück und konnte nicht viel mehr über den Verbleib seines Freundes berichten.
Ein später gingen Leute aus Skaftafell in derselben Gegend Moos sammeln und trafen dort den Verschwundenen wieder: Der war aber ganz verschlossen und sprach kaum ein Wort. Sie haben ihn dann gefragt ob er an Gott glaube und er soll „ja“ gesagt haben. Noch ein Jahr später trafen die selben Leute den Mann dort in den Bergen wieder. Da war er einem Troll schon richtig ähnlich und den Leuten war er fast ein bisschen unheimlich. Die Leute fragten in wieder woran er glaube aber der Mann sagte nichts. Im dritten Jahr trafen die Leute den Mann erneut. Da sah er ganz zum fürchten aus. Als die Leute ihn fragten woran er glaube sagte er „an trunt trunt und an die Trolle in den Bergen!“, dann lief er weg. Danach ging nie wieder jemand zum Moos sammeln in die Gegend und der Mann wurde nie wieder gesehen.

Na, glaubt ihr auch an die Trolle in den Bergen? … also ich tue es. Aber wie auch immer, falls ihr heute Nicht vor die Tür müsst, passt auf euch auf und lasst euch nicht vom wilden Troll fangen.
Happy Hallóvín! Wink
Glukáf, Helge
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#18
Nun ist Halloween ja schon vorbei und ich habe Deine Geschichte erst heute gelesen.
Danke dafür und ich hoffe Dich hat kein wilder Troll gefangen. Big Grin 

LG Simone
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#19
Habt ihr euch schon gefragt wieso der See oberhalb des Glymur Walsee heißt? Dazu gibt es diese kleine wirklich unheimliche und fantastische Geschichte. Sie beginnt nahe Reykjavik, südlich von Grótta.

[Bild: 46561665ln.jpeg]

[Bild: 46561666bb.jpeg]

Einstmals fuhren ein paar Leute von Suðurnes, dem westlichsten Teil der Halbinsel Reykjanes, hinaus zu der kleinen Insel Geirfuglasker, eine der südlichen der Westmänner-Inseln, um Alken zu jagen.

[Bild: 39111911tt.jpeg]

Als sie nach Hause zurückkehren wollen, fehlt einer von ihnen, und er kann trotz langem Suchen nicht gefunden werden. Die anderen rudern zurück an Land, und den Vermissten hielt man für tot. Als aber ein Jahr später dieselben Leute wieder zur Insel hinausfahren, finden sie dort den Mann heil und gesund wieder. Es stellt sich heraus, dass Elfen ihn verzaubert und unsichtbar gemacht hatten, um ihn bei sich behalten zu können. Sie hatten ihn gut behandelt, aber trotzdem fühlte er sich nicht wohl bei ihnen und wollte mit seinen Leuten zum Festland zurück. Aber eine Elfin, die sein Kind unter dem Herzen trug, ließ sich von ihm versprechen, dass er das Kind taufen lassen würde, wenn sie es ihm zu seiner Pfarrkirche brächte. Einige Zeit später nahm der Mann an einem Gottesdienst in der Kirche von Hvalsnes teil.

https://ja.is/kort/?page=1&q=Hvalneskirk...1&jh=153.0

(ich habe den halbenTag nach einem Foto der Kirche gesucht - ich war da schon - aber das ist so lange her - vielleicht habe ich's gar nicht digital ... ich such mal weiter.)

Als die Leute aus der Kirche traten, stand dort eine Wiege vor der Kirchentür. Darin lag ein Säugling, und ein Zettel dabei, auf dem geschrieben stand: „Der Vater dieses Kindes wird dafür sorgen, dass das Kind getauft wird.“ Die Leute waren sehr verwundert, aber der Pfarrer vermutete, dass der Mann, der ein ganzes Jahr auf Geirfuglasker gewesen war, wohl der Vater des Kindes sei. Er setzte dem Mann zu, sich zu dem Kind zu bekennen, aber der leugnete hartnäckig, der Kindsvater zu sein. Da stand auf einmal eine große würdevolle Frau neben ihm. Sie wandte sich zu dem Mann und sagte: „Jetzt werde ich dich in einen bösartigen Wal verwandeln. Du wirst fortan im Meer leben und viele Schiffe vernichten." Daraufhin nahm sie die Wiege mit dem Kind und verschwand. Die Leute vermuteten, dass es eine Elfenfrau von Geirfuglasker war, wo der Mann sich aufgehalten hatte.  Der Mann geriet plötzlich außer sich und rannte wie ein Wahnsinniger los, bis er ans Meer kam und sich von der Klippe Hólmsberg zwischen Keflavík und Leira ins Meer stürzte. Auf der Stelle verwandelte er sich in einen großen bösartigen Wal, der Rotkopf genannt wurde, weil der Mann eine rote Mütze getragen hatte, als er sich in die Fluten stürzte.

Dieser Wal erwies sich als äußerst gefährlich und aggressiv, und man sagt, dass er 19 Boote zwischen Seltjarnarnes und Akranes versenkt habe, bevor ihm der Garaus gemacht werden konnte. Viele Menschen hatten schwere Verluste durch ihn erlitten. Mit der Zeit hielt er sich immer öfter in dem Fjord auf, der zwischen Kjalarnes und Akranes ins Land einschneidet. Aus diesem Grund erhielt dieser Fjord den Namen Hvalfjörður. Zur selben Zeit lebte zu Saurbær an der Nordseite dieses Fjords ein Pfarrer, der alt und blind war.

[Bild: 46561686qg.jpeg]

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[Bild: 46561705lr.jpeg]

Er hatte zwei Söhne und eine Tochter, die alle schon erwachsen und sehr tüchtig waren. Der Pfarrer war aber in alten Künsten bewandert und blickte weiter als nur bis zu seiner Nasenspitze. Seine Söhne ruderten oft zum Fischen auf den Fjord hinaus. Dabei begegneten sie aber einmal dem Rotkopf, der ihr Boot zum Kentern brachte, so dass sie ertranken. Dem Vater ging der Verlust der Söhne sehr zu Herzen. Einige Zeit darauf bittet er seine Tochter, ihn die kleine Strecke Weges vom Hof Saurbær zum Fjord hinunter zu geleiten. Er nimmt einen Stab zur Hand und geht hinunter zum Ufer. Dort stößt er den Stab am Spülsaum in den Sand und stützt sich auf ihn. Dann fragt er seine Tochter, wie es auf dem Meer ausschaut, und sie erklärt, dass es spiegelglatt und schön ausschaut. Kurze Zeit später fragt der Vater wieder, wie es auf dem Meer aussehe, und dann sagt das Mädchen, dass sie etwas weiter draußen im Fjord einen pechschwarzen Streifen sähe, so als näherte sich eine riesige Walherde. Und als sie sagt, dass dieser strudelnde Streifen sie jetzt fast erreicht hatte, bittet der Pfarrer sie, weiter fjordeinwärts mit ihm zu gehen und sie tut es. Der Strudel hält sich immer auf ihrer Höhe und so geht es, bis sie an das Ende des Fjordes gelangen. Als das Wasser flacher wurde, erkannte das Mädchen, dass es sich bei dem Strudel um einen einzigen Riesenwal handelte, der geradewegs in den Fjord hineingeschwommen war, als hätte ihn jemand dort hinein getrieben oder gezerrt.

[Bild: 46561668ih.jpeg]

Als sie aber am Ende des Fjordes an die Mündung der Botnsá kamen, bat der Vater seine Tochter, ihn am westlichen Ufer des Flusses weiter zu führen. Das tat sie, und der alte Mann kletterte mit ihrer Hilfe den Berghang hinauf, während der Wal sich den Fluss hinauf quälte. Es war ein schwieriges Unterfangen, denn der Fluss war klein und der Wal war groß.

[Bild: 46561675iv.jpeg]

Als er aber in die Schlucht gelangte, durch die der Fluss in die Tiefe stürzt, da wurde es so qualvoll eng, dass alles ins Wanken geriet, als der große Wal sich hindurchzwängte. Als er schließlich den Wasserfall hinaufschwamm, zitterte die Erde wie bei einem gewaltigen Erdbeben und die Berge ringsum erdröhnten.

[Bild: 46561669ja.jpeg]

Davon bekam der Wasserfall seinen Namen und hieß fortan Glymur (Dröhner) und die Anhöhen oberhalb des Wasserfalls heißen Skjálfandahæðir (Bebenhöhen). Der Pfarrer aber ging unbeirrt weiter und machte erst Halt, als er den Wal in den See hinaufgezwungen hatte, aus dem die Botnsá abfließt.

[Bild: 46561670pf.jpeg]

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[Bild: 46561672om.jpeg]

[Bild: 46561673qj.jpeg]

Seitdem heißt dieser See Hvalvatn (Walsee). Ein Berg liegt an diesem See, der ebenfalls nach diesem Ereignis benannt wurde und Hvalfell (Walberg) heißt. Als Rotkopf in den See gelangte, zerplatzte er nach all diesen Strapazen und seitdem hat niemand ihn wieder zu Gesicht bekommen. Am See aber fand man riesige Walknochen, die zum Beweis dienen mögen, dass diese Geschichte wahr ist. Der Pfarrer aber ging mit seiner Tochter heim, nachdem er den Wal in den See gezwungen hatte, und alle dankten ihm dafür, dass er sie von dem bösen Tier befreit hatte.

Ob Werwolf oder Berserker-Wal – es ist nie verkehrt zauberkundige Freunde zu haben. Und an Abenden wie diesem heute, geht ihr besser nicht alleine vor die Tür – und haltet euch von merkwürdigen Kreaturen fern.

Happy Hallóvín!
Glukáf, Helge
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