09.05.2019, 09:46 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.05.2019, 09:48 von ice55.)
07.07.2014
[b]Ich bin um kurz nach 5.00 Uhr aufgewacht, musste mal kurz auf Toilette. Ein Blick aus dem Fenster sagte mir: „Schluss mit Schlafen, die Sonne scheint“. Keine Minute verschenken, wer weiß, wann sie noch mal wiederkommt. Also geduscht, angezogen, Brote geschmiert und ab in’s Auto. Es war kurz nach 6.00 Uhr. Gestern hatte ich wieder die Hälfte des Tankinhalts verfahren. Da der Weg nach Isafjördur und weiter bis Flateyri noch sehr lang ist, also noch mal kurz zur Tankstelle nach Holmavik. Jetzt aber los und etwas Neues von Island kennen lernen - neue Landschaftssituationen bei traumhaftem Licht am heutigen Tag. Alles will für die Erinnerungen mit der Kamera festgehalten werden. Dinge, die das Auge und die Seele gesehen haben, die im Motiv stecken, werden im Jahresverlauf wieder mit den Fotos hervorgeholt. Durch ein Bildbearbeitungsprogramm werden dann noch Panoramen geschaffen, um seine wirklichen Eindrücke zu verdeutlichen, die man anderen mitteilen möchte. Island lebt lange nach.Island, die Sucht nach Erinnerungen ! [/b] Also, auf geht’s Richtung Isafjördur. Ich fuhr bereits weit über eine Stunde, ohne dass mir ein weiteres Auto begegnet war. Dann erreiche ich die Hochebene Steingrimsfjardarheidi. Ich ließ das Auto ausrollen, hielt an der Straße, stieg aus. Eine Stille umgab mich, wie ich sie Ewigkeiten nicht mehr wahrgenommen hatte. Man hätte eine Feder auf dem Asphalt aufschlagen hören können, kein Ruf eines Vogels – a[b]bsolute Ruhe. Sogar mein Tinitus hat sich in dem Moment verabschiedet. Der Anblick der Natur war einzigartig. Riesige Schneefelder, unter denen Flüsse ihre Tunnel gegraben hatten und daraus hervorschossen. Ich hätte stundenlang verharren können. Warum nehme ich mir die Zeit nicht ? Es ist die Sucht nach weiteren, bisher unbekannten Eindrücken in einem kleinen Zeitfenster, das sich Urlaub nennt. Dieses eben erfahrene ist aber so nachhaltig, dass es mich den ganzen Tag begleitet hat. Auf der weiteren Strecke fanden sich wieder viele Fotomotive, die mich zum halten zwangen. Alte verlassene Häuser, schneebedecke Berge, Farben und Formen und Alltägliches und Banales, dass wieder entdeckt werden wollte. [/b] In Isafjördur war diesmal nur ein kurzer Besuch der Post angesagt, um Briefmarken für Postkarten zu holen sowie die Lebensmittel aufzufrischen. Weiter ging es nach Bolungarvik und weiter die Straße 630 nach Bolafjall. Hier empfing mich heute zum zweiten mal eine Stimmung, die ich lange in Erinnerung behalten werde. Wohl über sechs Meter hohe Schneewände rechts und links der Straße hinterließen ihre Eindrücke. Der Schneepflug wurde gerade abgeholt – Anfang Juli. Eine Handvoll weiterer Autos kamen hoch, womit ich hier nicht gerechnet hatte. Noch befand ich mich am Berghang. Ich wollte sehen, wie weit der Weg führte. Es ging den Berg steil hoch, mit Steigungen bis 14%. Oben auf dem Berg angekommen erwarteten mich dichte Wolken mit einer Sichtweite von ca. 15 Meter. Dann war Schluss ! Eine Kette versperrte den weiteren Weg mit dem Hinweis: „Nicht passierbar“. Die Atmosphäre noch einmal tief einsaugen ! Dann ging es zurück und weiter zum Gästehaus Kirkjubol i Bjarnadal bei Flateyri. Dort in dem gemütlichen und sehr empfehlenswerten Haus angekommen, wurde nur das Gepäck kurz abgeladen, der Zimmerschlüssel in Empfang genommen und schon ging es weiter, die Umgebung zu erkunden. So lange die Sonne schien, keine Sekunde verschenken. Wer weiß was morgen ist, die Wettervorhersagen ließen nichts Gutes erahnen. Bei einem Blick auf die Karte entschloss ich mich zu einer Fahrt in Richtung Pingeyri, um dann aber von der Straße 60 auf die 624 Richtung Nupur abzubiegen, die bis zur Küste nachSæból [b]führt. Eine richtige Entscheidung ! Hier erwartete mich das dritte und vierte „WOW-Erlebnis“ des Tages. Die Straße führt über einen Bergpass wieder in’s Tal hinunter. Oben auf der Bergkuppe angekommen wieder weite Schneefelder und eine ... Ruhe !!!!!!!!!! [/b] Fantastische Ausblicke in’s Tal sowie eindrucksvolle Bergkuppen vor einem blauen Himmel ließen die regenreichen Tage vergessen. Ein paar einzelne Wolkenfelder zogen vorbei. Der Weg in’s Tal ging steil berab. An der Küste angelangt fanden sich ein paar Häuser, zerfallene landwirtschaftliche Gebäude und eine kleine Kirche. Eine Idylle, die sich in Sekundenbruchteilen in eine dramatische Szenerie verwandeln sollte. Dichte blaugraue, im nächsten Moment weiße Wolkentürme, fielen von den Bergen herunter und gaben diesem Ort etwas mystisches, unwirkliches. Dazu passten die Rufe der Vögel, die in dem Moment zu vernehmen waren. Das Fotografenherz schlug wieder ohne Unterlass. Die Speicherkarte war voll, musste gewechselt werden, gerade in dem Augenblick, als sich eine Seeschwalbe drei Meter vor mir auf einem Weidepfahl niederließ. Das Öffnen und Schließen der Autotür, um an den Fotorucksack im Kofferraum zu gelangen, schien sie aber nicht zu stören, sie blieb einfach sitzen. So gab es noch ein paar Vogelportaits. Auch ein Rotschenkel wollte fotografiert werden, setzte sich gleich auf den Nachbarpfahl. OK, eigentlich wollte ich Feierabend machen, aber ich bin ja nicht so! Was für ein Tag ! [b]Es ist erst der vierte Tag, aber toppen kann ihn nichts mehr. Alles was jetzt kommt sind Zugaben. Island, ich bin angekommen! [/b] Ab zurück zur Unterkunft. Dort lamb chops und ein Bier genehmigen und genüsslich einschlafen.
Nachtrag!
Da hattest Du ja wieder einen Hammer-Tag, Klaus!
Mit mal wieder tollen Photos! Irre Kontraste: Blühender Storchschnabel am Fjord - tiefster Winter auf der Passhöhe... Ich freu' mich auf die Fortsetzung!