Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Unholde, Elfen, Geister und Trolle
#19
Habt ihr euch schon gefragt wieso der See oberhalb des Glymur Walsee heißt? Dazu gibt es diese kleine wirklich unheimliche und fantastische Geschichte. Sie beginnt nahe Reykjavik, südlich von Grótta.

[Bild: 46561665ln.jpeg]

[Bild: 46561666bb.jpeg]

Einstmals fuhren ein paar Leute von Suðurnes, dem westlichsten Teil der Halbinsel Reykjanes, hinaus zu der kleinen Insel Geirfuglasker, eine der südlichen der Westmänner-Inseln, um Alken zu jagen.

[Bild: 39111911tt.jpeg]

Als sie nach Hause zurückkehren wollen, fehlt einer von ihnen, und er kann trotz langem Suchen nicht gefunden werden. Die anderen rudern zurück an Land, und den Vermissten hielt man für tot. Als aber ein Jahr später dieselben Leute wieder zur Insel hinausfahren, finden sie dort den Mann heil und gesund wieder. Es stellt sich heraus, dass Elfen ihn verzaubert und unsichtbar gemacht hatten, um ihn bei sich behalten zu können. Sie hatten ihn gut behandelt, aber trotzdem fühlte er sich nicht wohl bei ihnen und wollte mit seinen Leuten zum Festland zurück. Aber eine Elfin, die sein Kind unter dem Herzen trug, ließ sich von ihm versprechen, dass er das Kind taufen lassen würde, wenn sie es ihm zu seiner Pfarrkirche brächte. Einige Zeit später nahm der Mann an einem Gottesdienst in der Kirche von Hvalsnes teil.

https://ja.is/kort/?page=1&q=Hvalneskirk...1&jh=153.0

(ich habe den halbenTag nach einem Foto der Kirche gesucht - ich war da schon - aber das ist so lange her - vielleicht habe ich's gar nicht digital ... ich such mal weiter.)

Als die Leute aus der Kirche traten, stand dort eine Wiege vor der Kirchentür. Darin lag ein Säugling, und ein Zettel dabei, auf dem geschrieben stand: „Der Vater dieses Kindes wird dafür sorgen, dass das Kind getauft wird.“ Die Leute waren sehr verwundert, aber der Pfarrer vermutete, dass der Mann, der ein ganzes Jahr auf Geirfuglasker gewesen war, wohl der Vater des Kindes sei. Er setzte dem Mann zu, sich zu dem Kind zu bekennen, aber der leugnete hartnäckig, der Kindsvater zu sein. Da stand auf einmal eine große würdevolle Frau neben ihm. Sie wandte sich zu dem Mann und sagte: „Jetzt werde ich dich in einen bösartigen Wal verwandeln. Du wirst fortan im Meer leben und viele Schiffe vernichten." Daraufhin nahm sie die Wiege mit dem Kind und verschwand. Die Leute vermuteten, dass es eine Elfenfrau von Geirfuglasker war, wo der Mann sich aufgehalten hatte.  Der Mann geriet plötzlich außer sich und rannte wie ein Wahnsinniger los, bis er ans Meer kam und sich von der Klippe Hólmsberg zwischen Keflavík und Leira ins Meer stürzte. Auf der Stelle verwandelte er sich in einen großen bösartigen Wal, der Rotkopf genannt wurde, weil der Mann eine rote Mütze getragen hatte, als er sich in die Fluten stürzte.

Dieser Wal erwies sich als äußerst gefährlich und aggressiv, und man sagt, dass er 19 Boote zwischen Seltjarnarnes und Akranes versenkt habe, bevor ihm der Garaus gemacht werden konnte. Viele Menschen hatten schwere Verluste durch ihn erlitten. Mit der Zeit hielt er sich immer öfter in dem Fjord auf, der zwischen Kjalarnes und Akranes ins Land einschneidet. Aus diesem Grund erhielt dieser Fjord den Namen Hvalfjörður. Zur selben Zeit lebte zu Saurbær an der Nordseite dieses Fjords ein Pfarrer, der alt und blind war.

[Bild: 46561686qg.jpeg]

[Bild: 46561688jn.jpeg]

[Bild: 46561705lr.jpeg]

Er hatte zwei Söhne und eine Tochter, die alle schon erwachsen und sehr tüchtig waren. Der Pfarrer war aber in alten Künsten bewandert und blickte weiter als nur bis zu seiner Nasenspitze. Seine Söhne ruderten oft zum Fischen auf den Fjord hinaus. Dabei begegneten sie aber einmal dem Rotkopf, der ihr Boot zum Kentern brachte, so dass sie ertranken. Dem Vater ging der Verlust der Söhne sehr zu Herzen. Einige Zeit darauf bittet er seine Tochter, ihn die kleine Strecke Weges vom Hof Saurbær zum Fjord hinunter zu geleiten. Er nimmt einen Stab zur Hand und geht hinunter zum Ufer. Dort stößt er den Stab am Spülsaum in den Sand und stützt sich auf ihn. Dann fragt er seine Tochter, wie es auf dem Meer ausschaut, und sie erklärt, dass es spiegelglatt und schön ausschaut. Kurze Zeit später fragt der Vater wieder, wie es auf dem Meer aussehe, und dann sagt das Mädchen, dass sie etwas weiter draußen im Fjord einen pechschwarzen Streifen sähe, so als näherte sich eine riesige Walherde. Und als sie sagt, dass dieser strudelnde Streifen sie jetzt fast erreicht hatte, bittet der Pfarrer sie, weiter fjordeinwärts mit ihm zu gehen und sie tut es. Der Strudel hält sich immer auf ihrer Höhe und so geht es, bis sie an das Ende des Fjordes gelangen. Als das Wasser flacher wurde, erkannte das Mädchen, dass es sich bei dem Strudel um einen einzigen Riesenwal handelte, der geradewegs in den Fjord hineingeschwommen war, als hätte ihn jemand dort hinein getrieben oder gezerrt.

[Bild: 46561668ih.jpeg]

Als sie aber am Ende des Fjordes an die Mündung der Botnsá kamen, bat der Vater seine Tochter, ihn am westlichen Ufer des Flusses weiter zu führen. Das tat sie, und der alte Mann kletterte mit ihrer Hilfe den Berghang hinauf, während der Wal sich den Fluss hinauf quälte. Es war ein schwieriges Unterfangen, denn der Fluss war klein und der Wal war groß.

[Bild: 46561675iv.jpeg]

Als er aber in die Schlucht gelangte, durch die der Fluss in die Tiefe stürzt, da wurde es so qualvoll eng, dass alles ins Wanken geriet, als der große Wal sich hindurchzwängte. Als er schließlich den Wasserfall hinaufschwamm, zitterte die Erde wie bei einem gewaltigen Erdbeben und die Berge ringsum erdröhnten.

[Bild: 46561669ja.jpeg]

Davon bekam der Wasserfall seinen Namen und hieß fortan Glymur (Dröhner) und die Anhöhen oberhalb des Wasserfalls heißen Skjálfandahæðir (Bebenhöhen). Der Pfarrer aber ging unbeirrt weiter und machte erst Halt, als er den Wal in den See hinaufgezwungen hatte, aus dem die Botnsá abfließt.

[Bild: 46561670pf.jpeg]

[Bild: 46561671hs.jpeg]

[Bild: 46561672om.jpeg]

[Bild: 46561673qj.jpeg]

Seitdem heißt dieser See Hvalvatn (Walsee). Ein Berg liegt an diesem See, der ebenfalls nach diesem Ereignis benannt wurde und Hvalfell (Walberg) heißt. Als Rotkopf in den See gelangte, zerplatzte er nach all diesen Strapazen und seitdem hat niemand ihn wieder zu Gesicht bekommen. Am See aber fand man riesige Walknochen, die zum Beweis dienen mögen, dass diese Geschichte wahr ist. Der Pfarrer aber ging mit seiner Tochter heim, nachdem er den Wal in den See gezwungen hatte, und alle dankten ihm dafür, dass er sie von dem bösen Tier befreit hatte.

Ob Werwolf oder Berserker-Wal – es ist nie verkehrt zauberkundige Freunde zu haben. Und an Abenden wie diesem heute, geht ihr besser nicht alleine vor die Tür – und haltet euch von merkwürdigen Kreaturen fern.

Happy Hallóvín!
Glukáf, Helge
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Unholde, Elfen, Geister und Trolle - von Furtenschisser - 31.10.2023, 22:12

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste