Heimkoma

[Silke]

Strecken und Fahrtzeiten kann ich schlecht einschätzen und bin früher in Kópasker als ich gedacht habe. Zum einchecken ist es noch zu früh. Das ist erst am späten Nachmittag möglich.

Dann nutze ich das schöne Wetter und fahre gleich weiter zum Rauðinúpur. Im Wanderführer habe ich eine interessante Wanderung mit der Verheißung von Basstölpeln gefunden. Da will ich hin. Das Wetter ist genial, das Autothermometer zeigt Temperaturen zwischen 15 und 17°C. Aber die Straße 870 ist in einen so besch... Zustand, dass ich unterwegs Zweifel bekomme, ob ich hier überhaupt langfahren darf. Habe ich vielleicht ein Schild übersehen, das normalen PKWs die Benutzung dieser Straße verbietet? Nee, hab ich zum Glück nicht. Ist ne ganz normale Schotterstraße, die schon länger nicht mehr geglättet wurde...  Vorsichtig krieche ich dahin. Auch nach dem Abzweig nach Núpskatla wirds nicht besser. Für die letzten paar Hundert Meter muss man noch durch ein Tor, das man hinter sich wieder schließen muss. Ein Schild fordert auf, ab jetzt bis zum Parkplatz das Auto nicht mehr zu verlassen wegen der Vögel. 

Bald ist der Weg "gepflastert" mit jungen Küstenseeschwalben. Als ich komme, fliegen sie kurz auf, nur um sich 1,2 m weiter wieder niederzulassen. Die haben noch keine Verkehrsregeln gelernt...  Schritttempo wäre da schon gerast . Aber ich erreiche den Parkplatz doch. Dort steht noch ein Auto und eine Fotografin geht zielstrebig über den Damm Richtung Rauðinúpur. Da will ich auch hin, lasse mir aber unterwegs mehr Zeit. 



















Diese Farben! Himmel und Meer wetteifern um die schönsten Blau- und Türkistöne. Ein Festival meiner Lieblingsfarben.

[Silke]

Und da sind sie. die beiden Basalttürme, die so vielen Vögeln ein Zuhause bieten.
Ja, die Basstölpel (Súla) dominieren. Optisch, weil sie bei Weitem die Mehrheit der Bewohner stellen. Und zudem ziemlich große, elegante Vögel sind. Und akkustisch. Sie leben in drangvoller Enge, sehr friedlich. Aber sie sind pausenlos am "diskutieren".






Súla-Lundi-WG












Da hängen sie in der Luft und halten Ausschau nach Fisch...






















Die beiden Basalttürme sind sehr unterschiedlich besiedelt. Auf dem rechten herrscht drangvolle Enge, links ist noch viel Platz. Für Menschen sehen beide Türme ziemlich gleich aus. Die Vögel sehen das ganz offensichtlich anderes. Was die Beliebtheit des rechten Turmes ausmacht, wird ihr Geheimnis bleiben. 

[Silke]

Ich reiße mich mal los von den Vögeln und gehe weiter zum Krater des erloschenen Rauðinúpur .

Es ist traumhaft hier oben. Mittlerweile bin ich hier auch ganz allein. Die andere Fotografin habe ich mal von der Ferne gesehen, inzwischen ist sie wieder gegangen.

[Silke]

Bei den Türmen schließt sich die Runde. Ab da geht es dann wieder den selben Weg zurück, auf dem ich gekommen bin. 








Faszinierend, diese Farben und Strukturen. Rot und grau sind "echt". Weiß haben sich die Vögel ihre Wohnungen und Fassaden "gestrichen".

[Silke]

Dem regen Treiben kann ich stundenlang zugucken und immer wieder etwas Neues entdecken.



Rita-Súla-WG, Dreizehenmöwen und Basstölpel




Ist es nicht erstaunlich, wie wenig Platz diese großen Vögel nur brauchen? In einer ganzen Reihe von Nestern sind noch Jungvögel. Fast so groß schon wie die Eltern, aber noch ziemlich flauschig.






Jede Nische, jede Etage ist bewohnt.

















Dachterrasse mit Aussicht

[Silke]

Tölpel oder elegante Flieger, das ist hier die Frage ....




Veggie-Day: Kinder, heute gibts Gemüse. Das ist gesund!

[Silke]

So herrlich und im Grunde auch warm das Wetter heute ist, hier oben geht ständig Wind und mit der Zeit wird es dadurch doch frisch. Die abgezippten Hosenbeinteile habe ich natürlich im Rucksack dabei. Ebenso wie den Anorak. Soll ich das jetzt noch rausholen? Ach nö, geht schon. Ich verabschiede mich von den Vögeln und dem tollen Ort hier und gehe wieder zum Auto zurück. Und sooo weit ist der Weg nicht. Jedenfalls wenn ich mich beim Stehenbleiben, Gucken und Fotografiren zusammenreiße .

[Silke]

Der Tag ist schon soweit vorangeschritten, dass ich in der Jugendherberge einchecken kann. Jugendherberge, jaja, Jugend ist halt relativ!  
Der isländische Name Farfuglarheimili, Zugvogelheim, gefällt mir auch sehr gut.

So holpere ich den Weg wieder zurück. 
Das Haupthaus ist unbelegt. Im Nebenhaus ist noch eine kleine Einheit, in der auch mein Zimmer ist. Eine isländische Familie mit 2 kleinen Jungs übernachtet dort auch und sehr spät am Abend kommt noch eine Isländerin. 

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Lange halte ich mich da nicht auf. Der Tag ist einfach zu schön zum Drinnen sitzen. Lieber schnappe ich mir noch mein Rad und drehe eine Entdeckungsrunde ums Dorf.

[Silke]

Hier gibt es viele feuchte Wiesen mit kleinen Teichen. Die sind bei Sterntauchern (Lómur)  sehr beliebt. 








Urtönd. Ein Krickente schüttelt ihr Gefieder...




sammelt ihre Kinder ein...



und bringt sie vorsichtshalber mal außer Sichtweite. Man weiß ja nie, ...





Der Sterntaucher dagegen bleibt unbeeindruckt und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.









So ein schönes Zuhause hat er.

[Islandvirus]

Rauðinúpur war auch für mich ein Höhepunkt auf der Reise. Zum Glück war die ganze Strecke von Raufarhöfn bis Kópasker geglättet worden. Man ist so nahe an diesen herrlichen Vögeln und ich habe wie du lange dort gesessen und sie beobachtet.