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Heimkoma
#1
Spannend bis zum Schluss: wird das was mit der Islandreise diesen Sommer? Dabei hat es doch so gut angefangen. Letztes Jahr war's stressig, auch weil ich beruflich eine längere Vakanzvertretung mit am Hals hatte, hab ich nur wenig Urlaub genommen. Das sollte mir dieses Jahr nicht noch mal passieren. Frühzeitig im Jahr habe ich mit meinem neune Kollegen die Urlaubsplanung gemacht. Kurz vor Ostern wollte ich ein paar Tage nach Reykjavík und im Sommer sollten es drei Wochen werden. Dieses Mal mit Mietwagen rumreisen, vor allem wollte ich Ziele im Westen und Norden mal im Ruhe erkunden. Im Schwanken zwischen meinem Sicherheitsbedürfnis, zu wissen, wo ich abends mein müdes Haupt hinlege und Freiheit und Flexibiltät habe ich mich schließlich doch für letztes entschieden. Das war auch gut so. Ich habe die Reiseroute nicht festgelegt und fast keine Unterkünfte vorgebucht. Nur Flug und Mietwagen gebucht und bezahlt. Das war im Februar. Vorfreude kam auf, gucken und recherchieren, wo's dann hin gehen könnte ...
Tja, und dann kam Corona und hat alle Sicherheiten und Planbarkeiten, die uns doch so selbstverständlich erscheinen, übern Haufen geworden. Das ganze Leben spielte sich im Augenblick ab, langsames von Tag zu Tag vorantasten, was wohl heute gilt und möglich ist. Langfristige Planungen ausgeschlossen. Weltweite Reisewarnung  Grenzschließungen selbst innerhalb des Schengenraums, Quarantänepflicht, fast vollständige Einstellung des Flugverkehrs ... Was wird aus den gebuchten Islandreisen. Klar war für mich: ich will nach Island. wenn es irgendeine realistische Chance gibt, fliege ich. Canceln kam von meiner Seite aus nicht in Frage, auch wenn das Warten ziemlich nervenaufreibend war. Der Reykjavíktrip vor Ostern fiel dann Corona zum Opfer - und Lufthansa hat das Geld immer noch nicht zurückgezahlt   Viking1 . Für den Sommer hieß es weiter warten. Vielleicht ist der Spuk bis dahin ja vorüber...
Hoffnung keimt auf, als doch pünktlich zum Beginn der Sommerferien zumindest Reisen innerhalb des Schengenraumes möglich werden sollen. Island bietet an, statt 14 Tage Quarantäne bei der Einreise einen Coronatest machen zu lassen und bei negativen Ergebnis die Reise wie geplant antreten zu können. Das ist doch mal ein Wort. Und was ist mit den Flügen? Icelandair hatte ja mittlerweile rund 90% ihrer Belegschaft entlassen. Arbeitslosigkeit macht sich breit. Leute können zurückgeholt  und der Flugverkehr schrittweise ausgebaut werden. Begleitet wird das Ganze allerdings von harten Tarifkämpfen. Bald ist für mich klar, dass Frankfurt von Anfang an auf der Liste der Ziele steht und ich so am geplanten Tag vom geplanten Flughafen abfliegen kann. Aber jede aufkeimende Vorfreude und Hoffnung kriegt sofort einen Dämpfer: die Tarifkämpfe bei Icelandair, das genetische Institut verkündet sehr kurzfristig seinen Rückzug aus den Grenztestungen. Dabei haben sie den Löwenanteil der Tests analysiert  ... Fast wöchentlich kommen weitere Flugverbindungen dazu und es kommt natürlich, wie es kommen muss: die maximale Kapazität von 2000 Tests täglich ist erreicht. Kurz steht die Forderung im Raum, in den nächsten 14 Tagen 15-20 Flüge zu streichen. Oweia, erneutes Bangen, wo doch alles so gut aussah... Dann die überraschende Wendung: 4 weitere Länder können auf die Liste der "sicheren" Herkunftsländer aufgenommen werden, die von Quarantäne- und Testpflicht ausgenommen werden. Darunter Deutschland und Dänemark. Gestern habe ich gelesen, dass in diesem Sommer unter den ausländischen Touristen die Dänen den größten Anteil haben, gefolgt von den Deutschen. Erleichterung. Das wird für mich ja leichter und angenehmer, als ich gedacht habe. Aber so richtig glauben und mich freuen kann ich es doch erst, wenn ich wirklich im Flieger sitze und der abhebt. ...
Hab Island im  Heart, ob es stürmt oder schneit, ob der Himmel voll Wolken und die Erde voll Leid.
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#2
20. Juli 2020
Endlich ist es soweit. Der langersehnte und mit einer Achterbahn aus Hoffen und Bangen erwartete Tag der Abreise nach Island ist da. Die Sachen sind gepackt. Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Jahr das Handgepäck dar. Icelandair erlaubt nur einen "persönlichen Gegenstand", der unter den Vordersitz passen muss und bietet an, das Handgepäck kostenlos mit einzuchecken. Das kommt für mich nicht in Frage ... Mein Rucksack ist vollgestopft mit dem ganzen empfindlichen Elektronikgeraffel: Fotoausrüstung, Laptop, Ersatzakkus, ... und etwas Proviant. An Bord gibt es bei Einsteigen nur eine 0,33 l Flasche Wasser, sonst kein Catering.

Mit der S-Bahn geht's zum Flughafen wie immer. Mittlerweile hat in Hessen die 3. Woche der Sommerferien begonnen. Eigentlich sollte am Flughäfen der Bär steppen. Statt dessen ziemlich gähnende Leere. Terminal 2, wo Icelandair eigentlich angesiedelt ist, ist noch komplett geschlossen. Alles spielt sich am Terminal 1 ab. Und auch dort herrscht ziemliche Leere und Gelassenheit. Gepäckabgabe geht reibungslos über die Bühne. Für mein Handgepäck interessiert sich niemand, fragt noch nicht mal, ob ich überhaupt welches dabei habe.Das bin ich in Frankfurt auch so gewohnt ...   Zum Glück auch dieses Mal wieder... zumindest die erlaubten 10 kg sind nämlich mit der Fotoausrüstung schnell erreicht bzw. sogar überschritten. Auch an der Sicherheitskontrolle gehts zügig und problemlos voran.
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Wenig los. Aber es ist doch beruhigend zu sehne, dass die wichtigste Maschine des Tages da ist, Grábrók von Icelandair Smile
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Vom Warteraum am Gate aus lässt sich das Ent- und Beladen der Maschine gut beobachten. ich glaube sogar, mein Gepäck erkannt zu habe, als in den Laderaum fuhr. Ist doch ein schönes Gefühl, wenn das Gepäck im selben Flieger mitreist, wie man selbst Big Grin .
Zum Boarding werden die Passagiere in 5-10 Sitzreihen-Blöcken von hinten nach vorne aufgerufen. Auch das ist in Frankfurt seit Jahren gängige Praxis beim Einsteigen.

Am Eingang die Wasserflasche in Empfang nehmen und dann möglichst zügig Platz nehmen. Überraschenderweise sind die Gepäckfächer alle geöffnet [Bild: 39207982ki.jpg] und werden auch fleißig benutzt. Das sollte doch eigentlich nicht sein, um Gedränge und Kontakte zu reduzieren. 
Der Flieger ist fast ausgebucht. Nur einzelne wenige Plätze bleiben frei. Trotzdem erklingt für mich überraschend schnell die Durchsage "Boarding completed". Mein Sitznachbar rückt einen Platz auf. Der Mittelsitz bleibt so frei und wir haben etwas mehr Bewegungsfreiheit. Ich habe dieses Mal einen Fensterplatz. Der hat auch was ...

Den insgesamt geringen Flugverkehr merkt man auch daran, dass wir ohne längere Wartezeit zur Startbahn rollen können. Dort geht es zu, wie am Fließband: eine Maschine hebt ab, die nächsten 2-3 stehen schon Schlange... [Bild: 39208011pf.jpg]
Und dann gibts kein Halten mehr! Endlich Go Iceland
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Frankfurt verschwindet schnell aus dem Blickfeld.

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Und über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein ...
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#3
Bald liegt auch das europäische Festland hinter uns und wechselnde Wolkenlandschaften tun sich unter uns auf. [Bild: 39208033oj.jpg]

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Bei Schottland dann mal klare Sicht und kurz Land in Sicht [Bild: 39208041wo.jpg]

Die Zeit vergeht buchstäblich wie im Flug. Wieder Land in Sicht  - Island, ich komme! Fahne [Bild: 39208044bc.jpg]

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#4
Landschaften wie Gemälde, Islandfarben und -strukturen werden erkennbar [Bild: 39208058vw.jpg]

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Nur noch wenige Minuten, bis die Chefstewardess die Begrüßungsworte spricht: "Velkomin heim".
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Beim Aussteigen fordert die Crew die Passagiere auf, reihenweise von vorne nach hinten auszusteigen. Die Leute sind sehr diszipliniert dabei. 
Auch wer von der Test- und Quarantänepflicht befreit ist, muss dennoch das Registrierungsformular ausfüllen und bekommt einen "Free-Zone-Code" (kostenlos). Das habe ich schon am Vortag zuhause erledigt. Der muss nun an der Kontrollstelle vorgezeigt werden. Eine kurze Nachfrage, wo man in den letzten 14 Tagen gewesen ist (aðeins í Þýskalandi) und dann gehts zur Gepäckausgabe. Unten ist wenig los. Von dort dann weiter zum Schalter der Autovermietung. Ein bisschen Wartezeit, etwas Papierkram, Schlüsselübergabe. Auto steht draußen auf dem Parkplatz und los geht's nach Reykjavík.
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#5
In der Unterkunft stelle ich eigentlich nur mein Gepäck ab und starte gleich zu meiner Begrüßungsrunde. [Bild: 39208187zs.jpg]

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Zum Friedhof und mal bei unserem ehemaligen Zuhause vorbeigucken... Das Viertel ist kaum wiederzuerkennen. Rege Bautätigkeit. Fertige Häuser werden sofort bezogen, nebenan wird weitergebaut. Eigentlich tut das dem ehemals heruntergekommenen Gebiet ja gut. Aber es ist nun wirklich nicht mehr das alte Zuhause.

Weiter gehts dann entlang der Buchten, alte, vertraute Wege, bis zum Leuchtturm Grótta. Der muss einfach sein, sonst bin ich nicht richtig da. [Bild: 39208214rx.jpg]

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Es ist so ein herrlicher Sommertag bzw. -abend. Und noch wird es kaum dunkel.

Endlich Urlaub, endlich Island!
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#6
Boah! Die Luftaufnahmen sind klasse!
Danke Fahne
Glukáf, Helge
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#7
Du schreibst so wunderbar Silke, es ist ein Vergnügen deinen Reisebericht zu lesen.  Heart
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#8
21. Juli

Meinen ersten vollständigen Urlaubstag in Island lasse ich gemächlich angehen. Ausschlafen, frühstücken, Sachen zusammenpacken. Alles mit der Ruhe. Ich habe ja schließlich Urlaub. Mein Ziel für die nächsten 3 Tage sind die Vestmannaeyjar. Von der Fahrtstrecke her überschaubar. Ich peile die Fähre um 18.15 Uhr an und gebe Ruth schon mal Bescheid, wann sie mit mir rechnen kann. 13.15 Uhr ist mir zu früh, das würde zu hektisch. Und dazwischen gibt es leider nichts.
Das Ticket kann ich mir ja schon mal online buchen. Denkste! Die Technik stellt sich gegen mich und akzeptiert meine Kreditkarte nicht. Frechheit! Big Grin. Dann muss ich es wohl analog am Schalter kaufen. Ein bisschen früher da sein und dann wird das schon gehen. Island ist in diesem Jahr ja sehr leer.

Auf dem Weg in den Süden entscheide ich mich mal den Abzweig über Þrengsli zu nehmen. Hellisheiði bin ich schon so oft gefahren, die andere Strecke kenne ich noch nicht.

Das Wetter ist fantastisch. sonnig, mild, weiter kurze-Hosen-Sommerwetter. Die Landschaft und die Aussichten sind auch toll. Schade, dass ich sie so wenig genießen kann. Beim Fahren gehört die Aufmerksamkeit der Straße und dem Verkehr, auch wenn der kaum vorhanden ist. Haltemöglichkeiten gibt es leider auch kaum. [Bild: 39237170sk.jpg]
Erst im unteren Drittel bei den Raufarhólshellir ist ein Parkplatz. Die Höhlenführung lockt mich heute zwar nicht, aber wenigstens kann ich hier mal halten und mir die Beine vertreten, die Landschaft genießen ... [Bild: 39237219vg.jpg]

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#9
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Mein Ziel für die nächsten Tage ist auch schon in Sicht. Aber zunächst widme ich mich einem alten Bekannten, dem Seljalandsfoss.

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#10
Der begrüßt mich mit einem Regenbogen.

Die "Dusche in der Gischt" muss natürlich auch sein. 
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Einmal rundum und aus allen Richtungen gucken und fotografieren. Und zwischendurch immer wieder die Linse abtrocknen, wenn die vor lauter Tröpfchen nichts mehr zum Scharfstellen findet ... Die Kamera ist gut abgedichtet und hält das aus.
Immer wieder faszinierend, diese Kraft des Wassers, das da herabstürzt, die feinen Gischtschleier, das Spiel des Lichtes mit dem Wasser.

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Dann rufen mich die Inseln...
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